Wimpel der Gewerkschaft “CUT” aus Chile, ausgegeben ca. 1990.
“1953 wurde die Central Unitaria de Trabajadores de Chile (CUT) als Dachverband der chilenischen Gewerkschaften gegründet. Anfangs noch von kommunistischer Hegemonie bestimmt, machte sich bald die ideologische Heterogenität bemerkbar und die politischen Ziele wurden moderater. 1967 vereinigte die CUT bereits 49 der bestehenden 79 Gewerkschaften und 60 % aller Gewerkschaftsmitglieder. Der stetige Bedeutungsgewinn der Gewerkschaften seit den 1950er Jahren beschleunigte sich unter Frei weiter: Während seiner Amtszeit verdoppelte sich die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder und die CUT wurde akzeptierter Ansprechpartner der Regierung. Unter der sozialistischen Regierung Allendes stiegen die Gewerkschaften in eine Doppelrolle als Vertretung der Arbeitnehmer und Mitglied der Regierung auf.
Unter Pinochet
Die Militärs waren sich der Bedeutung der Gewerkschaften bewusst: Neben der langen Tradition und tiefer Verwurzelung in der Gesellschaft, der politischen Ausrichtung, der Dominanz linker Ideologien waren sie eng mit den Kommunisten und Sozialisten verflochten. Also zerstörten die Putschisten noch am 11. September 1973 die Zentrale der CUT. Die meisten Gewerkschaften wurden verboten, die Funktionäre verfolgt und das Streikrecht abgeschafft. Immerhin war ein Jahr nach dem Putsch noch rund 50 % der Gewerkschaftsfunktionäre im Amt, was sowohl auf die Existenz von gemäßigten oder Pinochet-Loyalen Gewerkschaften hindeutet als auch auf eine (im Vergleich zu den politischen Parteien) gemäßigtere Haltung des Regimes gegenüber Gewerkschaften. Am Höhepunkt der Macht, im Juli 1979 wurde der plano laboral als eine der Sieben Modernisierungen verabschiedet. Auf internationalen Druck lockerte Pinochet einige Repressionsmaßnahmen. Das wieder erlangte Streikrecht galt aber nur für 60 Tage und wenn die Funktionsfähigkeit des Unternehmens dadurch nicht eingeschränkt wurde. Weiter wurde der Mindestlohn und die Indexierung von Löhnen außer Kraft gesetzt und der Kündigungsschutz abgebaut. Die fortdauernde Schwächung der Gewerkschaften erfuhr mit der Krise 1982/83 eine Wende: Die Mitgliederzahl konnte bis 1991 verdoppelt werden und sowohl während der día de protesto als auch bei der Organisation der Concertación spielten Gewerkschaften herausragende Rollen.
Seit 1990
Trotz gewerkschaftsfreundlicher Reformen und Mitte-links-Regierungen haben die Arbeitnehmervertretungen an Einfluss verloren. Ideologisch heimatlos, vom Strukturwandel unter Druck gesetzt und weiterhin nur auf Betriebsebene organisiert und deshalb zersplittert (1998 gab es fast 15.000 Gewerkschaften), ging der Organisationsgrad von 22 % (1991) auf 16 % (1995) zurück, besonders bei Klein- und Mittelbetrieben (7 % bzw. 2 %).
Die politisierte Führung der CUT (Vertreter der PPD und der kommunistischen Partei sitzen im Vorstand) gilt in der Regel als regierungsnah und strebt Konsens mit Staat und Unternehmen an, während es den Basisgewerkschaftern darum geht, ihre wirtschaftlichen Interessen in den Tarifverhandlungen durchzusetzen.” (aus Wikipedia: Stand 02.03.2015)